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Veröffentlicht am: Allgemein

Die kalte Progression

11. Juli 2023 | Kalte Progression  

Warum bleibt trotz Lohnerhöhung weniger Geld im Portemonnaie? In Österreich steigen Preise für Güter aller Art seit nunmehr einem Jahr um 8-12%. Doch selbst bei einer der Inflation entsprechenden Lohnerhöhung von 12% bleibt uns nur weniger zum Leben als noch vor einem Jahr.

Der Grund hierfür liegt darin, dass die Inflation nicht der alleinige Kostentreiber ist, sondern zusammen mit der kalten Progression dazu führt, dass wir trotz Lohnerhöhung weniger immer weniger Geld zur Verfügung haben.

Was ist die kalte Progression?

Die kalte Progression ist ein Phänomen, welches dazu führt, dass wir immer mehr Steuern bezahlen müssen und es uns aufgrund der Inflation nahezu unmöglich wird, unseren bisherigen Lebensstandard zu erhalten.

„Schuld“ daran sind die gestaffelten Steuertarife. Diese führen dazu, dass du mit steigendem Einkommen höheren Steuersätzen unterliegst.

Bislang (nämlich bis zum Jahre 2022) konntest du bis zu 11.000 Euro pro Jahr verdienen, ohne Einkommensteuer zahlen zu müssen. Von diesen 11.000 Euro standen dir also 11.000 Euro für deine Lebenserhaltungskosten zur Verfügung. Für die nächsten 7.000 Euro, nämlich deinen Einkommensteil zwischen 11.001 und 18.000 Euro musstest du schon 20% Steuern bezahlen. Zwischen 18.001 und 31.000 Euro 30% und in Extremfällen sogar bis zu 55%.

Nachfolgend soll dir stark vereinfacht dargestellt werden, wie sich die Inflation gepaart mit der kalten Progression auf dein Kaufverhalten auswirkt. Auf Werbungskosten oder andere steuerlich relevante Abzugsposten, insbesondere Sozialversicherungsbeiträge wird dabei der einfacheren Lesbarkeit halber nicht eingegangen.

Isst du gerne Kürbisweckerl und haben diese bisher 1,00 Euro gekostet, konntest du mit einem Einkommen von 11.000 Euro 11.000 solcher Weckerl kaufen.

Nun steigt der Preis auf 1,12 Euro und da du deinen Konsum nicht reduzieren möchtest, bittest du deinen Arbeitgeber um eine Lohnerhöhung von 12%. Dadurch steigt dein Einkommen auf über 11.000 Euro und auf einmal musst du für den Teil deines Einkommens, der über 11.000 Euro liegt, Einkommensteuer bezahlen.

Anders gesagt: von jedem Euro deiner Gehaltserhöhung musst du 20% an Steuern abführen, sodass dir lediglich 0,80 für deinen Lebensunterhalt verbleiben. Es ist daher wenig überraschend, dass du deinen Konsum etwas reduzieren musst. Beachte: Der Einkommensteil bis zu den 11.000 Euro bleibt weiterhin steuerfrei!

Kürbisweckerl Einkommen
Betrag / Brutto 1,00 11.000
Einkommensteuer 0
Netto 11.000
Anzahl

11.000

Steigerung 12% 12%
Betrag 1,12 12.320
Einkommensteuer vorher 264
Netto 12.056
Anzahl

10.764

Maßnahme gegen die kalte Progression

Diese Problematik hat auch der Gesetzgeber erkannt und mit dem Anti-Teuerungs-Entlastungspaket beschlossen, der kalten Progression ein stückweit entgegenzutreten. So kommst du nunmehr nicht nur mit 11.000 Euro, sondern mit ganzen 11.693 Euro in den Genuss der „Steuerfreiheit“. Du musst daher erst ab einem Einkommen in Höhe von 11.694 Euro Einkommensteuer bezahlen – und zwar nur für den Teil, der die 11.693 Grenze übersteigt, der Teil darunter bleibt natürlich wie gehabt steuerfrei. Dadurch kann dein Konsum bis zu einem gewissen Grad erhalten bleiben.

Kürbisweckerl Einkommen
Betrag / Brutto 1,00 11.000
Einkommensteuer 0
Netto 11.000
Anzahl

11.000,00

Steigerung 12% 12%
Betrag 1,12 12.320
Einkommensteuer nachher 125,40
Netto 12.194,60
Anzahl

10.888

Noch Fragen?

Unser Team von Geisler & Hirschberger Steuerberater Schwaz steht für eure Fragen zur kalten Progression und den Steuerstufen gerne zur Verfügung -> Jetzt kontaktieren